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. . . . In der Schule angekommen, sah ich bereits sämtliche Kinder vergnügt durch den winterlichen Schnee hin und her rutschen, und sie schienen dabei einen Heidenspaß zu haben. Nur mir war dieses himmlische Vergnügen nicht vergönnt, egal was ich mit diesen teuflischen Stiefeln auch anzustellen vermochte, nichts half. Nicht einmal Rutschen war drin. Ob mit oder ohne Anlauf, nichts. Ganz im Gegenteil, es schien, als befänden sich unter diesem Schuhwerk spezielle Widerhaken oder Gumminoppen einer Badewannenmatte der Marke „Rutschfest“. Jedenfalls hatten mich diese Dinger regelrecht an den Rand der Verzweiflung gebracht.
Als meine gigantischen Stiefel ausgerechnet in den Blickfang des Schulhausmeisters gerieten, konnte dieser seine Verwunderung über ein derartig ausgeprägtes Schuhmaß nicht verbergen. Seine skeptische Miene verfolgte mich noch über das Schulgebäude hinaus. So langsam kamen in mir Zweifel auf, ob mit meinem Schuhwerk wirklich alles stimmte; aber was sollte ich machen. Am besten so tun, als wäre alles völlig normal. War halt so, lebte eben auf großem Fuße. Jedenfalls schritt ich, wenn auch eingeschränkt, tapfer nach Hause.
Als meine Mutter im Nachmittag ebenfalls Ihre Winterstiefel aus dem Keller holte, traf sie beim Anblick der geschrumpften Stiefel regelrecht der Schlag. Erst glaubte sie versehentlich Vaters Brille statt der ihren aufgesetzt zu haben, denn was sie dort in Händen hielt konnten nie und nimmer ihre Winterstiefel sein.
Oben angekommen, gab meine Mutter sofort einen lauten Schrei von sich, als sie das vor ihr stehenden Schuhwerk betrachtete, mit denen ich den ganzen Morgen auf Achse war. „Birgit, rate mal, was ich im Keller gefunden habe. Du glaubst es nicht! Hier sind deine Stiefel! Heute Morgen bist du doch tatsächlich mit meinen Stiefeln zur Schule gegangen. Kind, ich fasse es nicht! Das du keine kalten Füße bekommen hast!“
Beim Betrachten dieser beiden Stiefelpaare konnte man wirklich nicht leugnen, dass hier zwei Welten aufeinandertrafen. Ungleichartiger konnte sich kein Paar Winterstiefel präsentieren, Schuhgröße 37 via 42. Das war der Hammer. Einmalig in der Geschichte. Als mir dieser Wahnwitz so richtig bewusstwurde, kringelt ich mich nur so vor Lachen bis ich zu guter Letzt gekrümmt vor Bauchweh am Boden lag. Kein Wunder, dass mir diese monströsen Stiefel jegliches Wintervergnügen versagt haben.
Dem Schulhausmeister war natürlich dieses Missgeschick nicht verborgen geblieben ist, und so bin ich bei ihm garantiert als das „Schneekind mit den Stiefeln des Riesen Goliath“ in die Annalen der Winterzeit eingegangen.

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