Wer kennt sie nicht, die gute alte Zeit. Ja, und wenn man einmal zurück denkt an die doch recht simplen Abläufe von einst im Büro, da schwingt für diejenigen, die sie miterleben durften, ziemlich viel Nostalgie mit.
Bei der heutigen Generation wird diese Zeit wohl eher als eine Art Steinzeitmissionen empfunden. In Anbetracht der revolutionären Entwicklung sämtlicher Büromaschinen aus den Fünfzigern bis hin zum 21. Jahrhundert kann man da wirklich von einem Meilenstein reden.
Bei meinem beruflichen Einstieg im Jahr 1979 blieb mir die Bekanntschaft mit einer recht betagten, bleischweren Rechenmaschine jedenfalls nicht erspart. Scheinbar war dieses antiquierte Teil noch aus übriggebliebenen Panzerteilen des zweiten Weltkrieges zusammengesetzt worden. Beim Hochheben dieser Maschine hätte man sich prompt ein dauerhaftes Rückleiden zugezogen und wäre am besten gleich in Pension gegangen.
Ein so alter Metallrechner war jedem, der ihn nutzen musste ein absoluter Dorn um Auge. Neben dem extremen Gewicht war sein Platzvolumen an Maßlosigkeit kaum zu überbieten und ein Drittel des Schreibtisches wäre ihm auch noch zum Opfer gefallen.
Im Büroalltag stand dieser expandierte Rechner allen nur hinderlich im Weg und wurde deshalb erst kurz vor dem Gebrauch auf einen eigens dafür vorgesehenen Rollwagen in greifbare Nähe transportiert.
Scheinbar war dieses antiquierte Stück einst aus einem Aachener Museum verbannt und alsdann meinem Amt für akute Notfälle überlassen worden. Bei der Übernahme meines Sachgebietes musste ich wohl zu einem dieser Notfälle gehört haben, denn ausgerechnet mir als Büroneuling wurde dieses sagenumwobene Teil quasi zum Amtseinstand aufs Auge gedrückt.
Nicht nur dass man zur Bedienung dieses antiken Rechners eine ausgeprägte Fingerfertigkeit benötigte, um mit einem sichtlichen Kraftaufwand die Tasten zu drücken. Nein, darüber hinaus nahm sich meine Olympia, so der Name dieser Maschine, nach Eingabe der Zahlen auch noch eine ausgiebige Bedenkzeit für deren Verarbeitung. Eine Schnecke wäre garantiert schneller durch den Wald gerobbt.
So gesehen ein geniales Rechenteil für Beamte, denen man belustigenderweise nachsagt, dass sie regelmäßig während ihrer Tätigkeit einschlafen. Nur wer mit einem so alten Metallkasten gestraft ist, bei dem ist ein täglicher Trancezustand während der Dienstzeit absolut vorprogrammiert. Es sei denn, man gehört aufgrund eines immensen Kaffeekonsums bereits zu einem erprobten Kaffee-Holiker.
Durch den schleppenden Tatendrang meines „olympischen Rechners“ versteht sich von selbst, dass es mir nicht gelingen konnte, dem Arbeitseifer meiner Kollegen standzuhalten. Diese hatten aufgrund ihrer Schnelligkeit in der Hälfte meiner Tätigkeit bereits ihr ganzes Tagespensums absolviert.
Lange hätte ich diesen traumatisierten Zustand ohne psychologischen Beistand nicht mehr aushalten können. Aber so weit kam es erst gar nicht mehr. Dem Himmel sei Dank, dass meine antiquierte Rechenmaschine aufgrund des fortgeschrittenen Alters schneller den Geist aufgab, als ich mir je erträumt hatte.
Das es um unsere Freundschaft nicht gerade zum Besten stand, sollte kein Geheimnis sein. Allerdings, ob das nun der ausschlaggebende Grund für ihr vorzeitigen Ablebens war, werden wir leider nicht mehr erfahren.