Starke Einfälle

Frau Immerfroh und das Wohl ihrer Männer (2)

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Diesmal war es nicht ihr Mustergatte, sondern der zweite Mann im Hause Immerfroh, Tom-Thilo. „HalIo Schatz, was gibt’s denn Neues an der Front? Wie steht’s mit Hühnersuppe? Wäre glatt etwas für die nächsten drei Tage, oder?“ scherzte Lotto. Thilo schien echt in Zeitnöten zu sein und hatte mit Hühnern jetzt wenig im Sinn. „Du, ich muss dringend wissen, für welchen Zeitraum ich meinen Urlaub beantragt habe. Die Bestätigung findest du in meinem Zimmer, linker Schrank, blauer Ordner, steht oben oder unten oder links, nein, in der Mitte. Auf dem Trennblatt steht groß URLAUB drauf. Du, ich habe keine Zeit. Mach‘ ein Foto und schick‘ mir ‘ne App. Danke, bist die beste Mama, Küsschen.“ Tüt, tüt, tüt, Ende der Durchsage! „Auf dem Mond wäre es viel ruhiger“, dachte Lotte. „Moment mal, was heißt denn hier Foto und schick mir ‘ne App?“ Ja, das hatte sie nun davon, da sie immer noch hartnäckig an ihrem alten Steinzeithandy festhielt. „Das ich nicht lache, Foto machen, App schicken. Wenn dann nur per Mail und auf konventionelle Art. Man ist ja schließlich nicht umsonst Mama. Mamas dürfen noch konventionell….“, faselte Lotto so vor sich her.

Kaum war dieser Auftrag erfüllt, da klingelte es bereits an der Wohnungstüre und vor ihr stand Tilde Dimmelmeier, der soeben eine Kartonage Bioeier entglitten war, und die, des Missgeschicks wegen, derartige Blessuren erlitten hatten, sodass an eine Weiterverwendung wirklich nicht mehr zu denken war. Nun stand sie vor Lotte wie ein begossener Pudel. „Du, ich will backen und nun sind mir die Eier aus. Freddy scharrt schon mit den Füßen. Der freut sich doch immer wie ein Kleinkind auf seinen Wochenendkuchen. Du hast nicht drei Eier die du mir leihen kannst?“ fragte sie beschämt. „Gerne, wenn du mir versprichst damit im Hausflur keinen Salto zu machen“, erwiderte Lotto mit ihrem gewohnten Witz.

„So, jetzt aber nichts wie weg“, mahnte sie sich „ewig wartet das Huhn nicht auf dich. Ganz zu schweigen von Heijo, der nach etwas Kräftigem zwischen die Rippen verlangt.“ Lotto schnappte sich noch einen Apfel und verschwand. Auf dem Weg zum Einkaufsmarkt ließ sie apfelkauend das Geschehene nochmals revuepassieren. Dabei hatte sich ein Stück der dieser Frucht so unglücklich in ihrer Kehle verfangen, dass sie einen furchtbaren Erstickungsanfall erlitt, der ihr um haaresbreite das Lebenslicht ausgepustet hätte, wäre da nicht ein beherzter Nachbar gewesen, der ungewollt diesem Unglückstreiben beiwohnen musste und durch einen beherzten Schlag auf Lottes zarten Rücken gerade noch das Schlimmste verhindern konnte. Damit wurde nicht nur ihr wertvolles Leben gerettet, sondern auch Heijo heißgeliebte Hühnersuppe. Nichts geht über Hühnersuppe, Hühnersuppe Tag und Nacht.

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